Nach 2-jähriger Pause ….
war es am 19.08.2022 endlich wieder soweit: Um 14:02 Uhr startete das rumänische Gastteam des A.S.C. Olimpic Zarnesti als erstes im Mannschaftszeitfahren und eröffnete somit die Tour de Berlin 2022 – ein Tourbericht von Marc Benkert.
Für das internationale Youngsters Race hatten sich die Veranstalter, der Berliner Radsportverband und Heuer Radsport, mit dem Tempelhofer Flugfeld, dem Olympiastadion und der Karl-Marx-Allee unweit des Alex drei attraktive Schauplätze herausgesucht. Jeweils zwei Halbetappen am Freitag und Samstag sowie das abschließende Rundstreckenrennen am Sonntag lagen vor den Fahrerinnen und Fahrern.
Den Auftakt machte das Mannschaftszeitfahren. In der U13 setzte sich hier das Team des LV Berlin in einer Zeit von 15:56 min vier Sekunden vor Olimpic Zarnesti durch, welchem Gerry Horn als Einzelfahrer zugelost worden war. Weitere 14 Sekunden dahinter folgte der LV Hamburg auf Platz 3. Somit hatten die Berliner:innen mit Paul Preuss (RC Charlottenburg) und Raphael Richter (Svg.Zehlendorfer Eichhörnchen) bei den Jungs sowie Karla Müller (SC Berlin) bei den Mädchen die besten Karten, das nach dem anschließenden Rundstreckenrennen erstmals vergebene gelbe Trikot zu erobern.
Doch es sollte ein Sekundenpoker werden! Das Rennen endete in einem Massensprint, in dem sich Piet Würzner (LV Hamburg/Harvestehuder RV) vor Ole Braun (LV Hamburg/FC St.Pauli) und Paul Anton (RSG Hannover) durchsetzte. Unterwegs hatte Gerry Horn (Bikestore Racing) in einem Zwischensprint 3 Bonussekunden gewonnen, da er mit Platz 4 im Zieleinlauf aber leer ausging, genügte es nicht, den 4-Sekundenrückstand wett zu machen. So gingen die ersten gelben Trikots in der U13 an Karla Müller und an Paul Preuss. Die grünen Trikots zogen sich der Etappensieger Piet Würzner und die Etappensiegerin Karla Müller über.
Auch die U15 pokerte um Sekunden. Das Mannschaftszeitfahren gewann der LV Thüringen in einer phänomenalen Zeit von 18:56 min (41,8 km/h) und hatte damit vor den zweit- und drittplatzierten Teams vom SC Berlin und Schleswig Holstein erstmal einen komfortablen Vorsprung von 35 sek bzw. 43 sek. Doch im Rundstreckenrennen verpassten die Thüringer Fahrer den Absprung in eine 3er Spitzengruppe, die sich in der vorletzten Runde absetzte. Die Etappe gewann Julius Thomas (RSG Frankfurt/Eintracht Frankfurt) vor Anton Arndt (SC Berlin) und Samuel Burger (Schleswig Holstein/RST Lübeck). Arndt hatte 33 sek Vorsprung vor dem ersten Fahrer der Thüringer im Hauptfeld und mit den 4 sek Zeitbonifikation hatte er die 35 sek Rückstand aus dem Mannschaftszeitfahren aufgeholt. Max Jerzyna (LV Thüringen/SSV Gera 1990) hatte unterwegs 2 Sekunden in einem Bonussprint geholt und lag zeitgleich, wegen der besseren Etappenplatzierung ging das erste gelbe Trikot aber an Arndt. Das erste grüne Trikot ging an den Etappensieger Julius Thomas.
Die Mädchen behaupteten sich gut im Feld und da Marie Louise Raake (LV Berlin/SC Berlin) im Mannschaftszeitfahren mit dem LV Berlin die beste Zeit unter den nicht-rein männlichen Teams gefahren war, übernahm sie das erste gelbe Trikot in der U15w. Da sie auch im Zieleinlauf des Rundstreckenrennens auf Platz 15 auch das erste Mädchen war, durfte sie das grüne Trikot gleich noch drüber ziehen.
Auch den Mädchen der Altersklasse U17w war eine Startgelegenheit geboten, leider gingen hier nur drei Amazonen des Teams SC Berlin Femmes an den Start. Die wiederum mit ihren Zeitfahranzügen und Helmen beim MZF gleich mächtig Eindruck schindeten. Im RR war Pia Tittel die erste aus diesem Trio und übernahm gelbes so wie grünes Trikot.
Der Kurs am Olympiastadion hatte es in sich. Er war nicht vollständig flach, technisch anspruchsvoll und zudem gespickt mit einer Schotter- und einer Kopfsteinpflasterpassage. Im Laufe des Tages sollte auch noch Regen einsetzen. Zunächst stand ein Einzelzeitfahren an. Da eine Schleife des Kurses zweimal absolviert werden musste, war die Länge etwas mehr als 4 km. Um 11:00 Uhr schickte Schirmherr Jens Voigt den ersten Fahrer auf die Strecke. Und Marie Louise Raake sollte die einzige sein, die ihr gelbes Trikot in dem EZF verteidigen konnte.
Die schnellsten Zeiten fuhren Piet Würzner (U13m, 8:03 min), Mara Persoiu-Taratu (U13w, 8:34 min, Olimpic Zarnesti), Max Jerzyna (U15m, 6:57 min), Isabell Schebesta (U15w, 8:02 min, LV Niederösterreich) und Ella Grünberg (U17w, 8:03 min, SC Berlin Femmes). Die gelben Trikots nach dem Einzelzeitfahren durften sich Gerry Horn (U13m), Mara Persoiu-Taratu (U13w), Max Jerzyna (U15m), Marie Louise Raake (U15w) und Ella Grünberg (U17w) überziehen.
Danach schlug im Sprint-Eliminator die Stunde der Sprinter und Sprinterinnen. Auf einer ca. 200 m langen Strecke wurde gesprintet, was das Zeug hielt. Dazu wurden in Vorläufen im KO-Modus (jeweils die Hälfte der Fahrer:innen kam weiter) die Finalteilnehmer:innen ermittelt. Im Finale gab es dann Punkte für das grüne Trikot. Gerade in den weiblichen Klassen war dieser Wettbewerb maßgeblich für die Vergabe des grünen Trikots, da sich die Mädchen doch schwer taten, in dem Feld mit den Jungs Punkte in den Sprintrunden zu holen. Die Sprintsieger:innen in den einzelnen Klassen wurden Ole Braun (U13m, LV Hamburg/FC St.Pauli), Mara Persoiu-Taratu (U13w), David Moritz (U15m, SC Berlin), Imke Menting (U15w, AR&TV DE A) und Ella Grünberg (U17w). Bei den U13m übernahm Gerry Horn das grüne Trikot, bei den U15m Raul Esch (LV Thüringen/RSC Waltershausen-Gotha), in allen anderen Klassen wurde das grüne Trikot von den Sieger:innen des Sprint-Eliminators übernommen.
Als die entscheidende Etappe für die Gesamtwertung sollte sich das letzte Rennen des Tages herausstellen, des abschließende Rundstreckenrennen. Und bei der U13 schlug hier die große Stunde der Karla Müller. Früh setzte sich eine 4er Spitzengruppe ab, mit 3Jungs und Karla! Und diese Gruppe sollte sich bis ins Ziel etwa 2 min Vorsprung vor dem Rest herausgefahren haben. Karla kam auf einen hervorragenden 3. Platz und eroberte das grüne und das gelbe Trikot zurück. Konfusion dagegen bei den Jungs: die bisher führenden Gerry Horn und Piet Würzner trennte vor der Etappe gerade mal vier Sekunden und beide waren in der Spitzengruppe vertreten. Piet gewann auch diese Etappe vor Paul Anton und als Gerry erst 29 sek später ins Ziel kam, schien klar, wer der neue Träger des gelben Trikots war. Doch Gerry war in der letzten Kurve gestürzt und wurde schlußendlich wegen der 3 km mit der Zeit des Siegers gewertet, so behielt er sein gelbes Trikot, aber Piet war durch die Zeitbonifikation bis auf eine Sekunde rangekommen.
Bei der U15/U17 entwickelte sich ein Ausscheidungsfahren. Zum Schluß war die Kopfgruppe keine 10 Mann mehr stark und Matties Deba (Schleswig Holstein, RV Kiel) attackierte aus dieser 3 Runden vor Schluß. Er hatte nie viel Vorsprung, aber seine Solofahrt wurde verdientermaßen mit dem Etappensieg belohnt. Max Jerzyna auf Platz 2 der Etappe verteidigte souverän sein gelbes Trikot und Raul Esch auf Platz 3 sein grünes Trikot. Bei den U15-Mädels konnte sich die niederländische Fahrerin Imke Menting als einzige in einer zweiten, größeren Gruppe halten und dieser starke Auftritt wurde dann auch mit der Übernahme des gelben Trikots belohnt. Bei den U17w kam Pia etwa 1 Minute vor ihrer Ella ins Ziel und übernahm somit das gelbe Trikot wieder von ihrer Teamkollegin.
Der Sonntag auf der Karl-Marx-Allee hatte mit Sonnenschein und einem großen Zuschauerauflauf den passenden Rahmen für den Abschluss der Rundfahrt bereit. Die Organisator:innen hatten das Reglement so gestaltet, dass 3 Zeitbonifikationssprints nochmal für Spannung im Gesamtklassement sorgen sollten. In der U13 wurde das Rennen durch das Duell Piet gegen Gerry geprägt. Den ersten Bonifikationssprint holte sich Piet und hatte im GC so egalisiert. Der zweite Sprint ging an Gerry und somit war er wieder eine Sekunde vorne. Gerry gewann auch den dritten Sprint, aber sein Vorsprung war geringer als 4 sek und so musste der Schlußsprint um den Rundfahrtsieg entscheiden! Auch hier gewann Gerry souverän und Piet musste seinem Effort der vergangenen Tage Tribut zollen und kam nur auf Rang 3, durfte sich aber mit dem grünen Trikot und Platz 2 im GC trösten. Auf Platz 2 der Etappe sprintete Flavius Enescu (A.S.C.Olimpic Zarnesti). Karla Müller kam auch in dieser Etappe auf einen super 4. Platz und gewann somit souverän die U13w.
Bei der U15/U17w war da schon viel mehr Taktieren angesagt. Da die Gesamtführenden jeweils einen komfortablen Vorsprung hatten und nicht in Gefahr liefen, ihre Führung durch einen Bonussprint zu verlieren, genügte es ihnen, ihre Hauptkonkurrent:innen im Blick zu behalten. Das glückte auch jedem/jeder und so konnten sich Max Jerzyna (U15m), Imke Menting (U15w) und Pia Tittel (U17w) als Gesamtsieger:innen der ersten Tour de Berlin feiern lassen. Die Etappe selbst wurde Beute der schnellen Männer vom TC Berlin mit Peter Lukas Schaal auf Platz 1 und David Moritz auf Platz 3. Der Fahrer aus dem rumänischen Doltcini Pro Regional Team belegte einen guten zweiten Etappenrang.
Glücklich wurden danach alle Sieger:innen mit dem Fernsehturm im Hintergrund geehrt und warten auf die nächste Austragung 2023.