Tour de Berlin 2023 – Tourbericht
International, größer, besser
Acht Nationen folgten dem Ruf des Berliner Radsportverbands und gaben der zweiten Auflage der Tour de Berlin seit dem Neubeginn ein internationales Flair. Genau 200 Starter kämpften in der U13 und U15 Klasse um die Gesamtsiege und das grüne Trikot für den besten Sprinter.
Freitag – Tempelhofer Flugfeld
Das erste Rennen eröffneten am Freitagmittag die Mädchen der U13-Klasse. Gefahren wurde ein Rundstreckenrennen auf einem neu gesteckten 5,75km Kurs auf dem Tempelhofer Flugfeld. Nach einem animierten Rennen sprintete Clara Brendel (Schwalbeteam Sachsen) zum ersten Sieg und gelben Trikot. Im Verlauf der Rundfahrt stellte Clara sich als „Kannibalin“ heraus und nahm neben allen Etappensiegen auch das gelbe, weiße und grüne Trikot mit.
Die Jungs der U13 gingen jeweils wenige Minuten hinter den Mädchen auf die Strecke und trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gelang es den Mädels, bei allen Rundstreckenrennen nicht von den Jungs eingeholt zu werden. Das erste Rennen der Jungs endete in einem Massensprint. Hier konnten sich Georg Wartlsteiner (Nationalteam Österreich, Etappensieger) und Max Annen (LV Niedersachsen, Etappenzweiter) leicht absetzen. Dies sollte sich ebenfalls als repräsentativ herausstellen: Georg gewann die Rundfahrt und Max gewann das weiße Trikot des besten Fahrers des jüngeren Jahrgangs.
Die Auftaktetappe der weiblichen U15 wurde leider durch einige Stürze überschattet. Am schlimmsten erwischte es die taiwanesische Fahrerin Chiao-Hui Yang (Tachung cycling team), die aber glücklicherweise nach einer Nacht im Krankenhaus wieder entlassen werden konnte. Im Rennen streifte sich Imke Menting (AR&TC De Adelaar), die Gesamtsiegerin des letzten Jahres, nach einem langgezogenen Zielsprint einer großen Kopfgruppe das erste gelbe Trikot über.
Ebenfalls im Massensprint endete das Rundstreckenrennen der männlichen U15, in welchem sich Oskar Doberschütz (Schwalbeteam Sachsen) durchsetzte und Träger des ersten gelben Trikots wurde.
Durch die Verzögerungen, die die Sanitätereinsätze auf der Strecke verursacht hatten, musste das anschließende Mannschaftszeitfahren für alle Klassen auf eine Runde, also 5,75km, gekürzt werden. Bei den U13, wo die Mädchen und Jungs gemeinsam in ihren Mannschaften an den Start gingen, gewann das österreichische Nationalteam in 8:47min. Acht Sekunden dahinter kam die erste Mannschaft des LV Niedersachsen als zweite ein und weitere fünf Sekunden später das Schwalbeteam Sachsen als dritte. Damit verteidigten Clara Brendel und Georg Wartlsteiner ihre gelben Trikots.
Bei der U15w siegte mit großem Vorsprung das internationale „HEUER-Mixed-Team“ mit Beteiligung aus Rumänien, Neuseeland, Bulgarien und Amandine Jakob (RSV Walterhausen-Gotha), die damit auch die Gesamtführung übernahm. Dahinter ging es äußerst knapp zu und die nächsten Teams befanden sich alle innerhalb einer Sekunde. Die Hundertstel entschieden zugungsten von GRT Excelsior (2.) und dem Team des LV Mecklenburg Vorpommern (3.), während dem Radsportverband NRW nur der undankbare vierte Platz blieb.
Die schnellste Siegerzeit des Tages legte das Team des LV Thüringen in der U15m mit 7:52min hin. Damit waren sie 14 beziehungsweise 19Sekunden schneller als die beiden Teams des Radsportverbands NRW, die die Plätze zwei und drei belegten. Felix Jerzyna übernahm nach dem Sieg seiner Mannschaft auch die Führung im Einzelklassement und das gelbe Trikot.
Samstag – Tempelhofer Flugfeld Tag 2
Nachdem die Genehmigung für die Strecke auf der Karl-Marx-Allee dieses Jahr leider nicht erteilt wurde, steckten die Organisatoren am zweiten Tag eine weitere Strecke auf dem Tempelhofer Flugfeld ab, die eine Rundenlänge von 2,25km hatte. Zunächst stand für alle Klassen ein einründiges Einzelzeitfahren an. In der U13 setzten sich auch hier Clara Brendel und Georg Wartlsteiner durch. In der U15w ging es unter den ersten drei ganz knapp zu: Josefine Wendel (Radsportverband NRW) siegte vor Imke Menting und Amandine Jakob, die mit dem dritten Platz ihre Gesamtführung verteidigte.
Das Zeitfahren der männlichen U15 wurde Beute des deutschen Meisters Josh Tietjen (RRG Bremen), der jeweils fünf Sekunden vor Oskar Doberschütz (2.) und Mika Lohmar (NRW II, 3.) einkam.
Die anschließenden Rundstreckenrennen endeten alle in Massensprints mit Ausnahme der weiblichen U13. Hier setzte sich Lina Seidler (LV Württemberg) zusammen mit der Dominatorin Clara Brendel ab und legte so den Grundstein für ihren zweiten Platz im Gesamtklassement.
Bei den Jungs der U13 bewies auf dieser Etappe Flavius Enescu (ASC Olimpic Zarnest) seine Sprintstärke und sammelte sowohl die meisten Punkte als auch den Etappensieg ein. Das grüne Trikot des besten Sprinters war seins, gelb blieb auf den Schultern von Georg Wartlsteiner.
Die weibliche U15 hatte an diesem Tag wohl zu viel Respekt vor der Windanfälligkeit der Strecke. Da das Tempo nie Trainingsniveau überschritt, entschied sich die Jury die Distanz zu verkürzen und das rote Trikot für die kämpferischste Fahrerin nicht zu vergeben. Als erste rollte Josefine Wendel über den Zielstrich und gewann somit ihre zweite Etappe an diesem Tag.
Die männliche U15 fightete und es gab einige Ausreißversuche. Den längsten davon von Louis Pepe Kaffka (MRC Berlin), der es solo probierte, was ihm verdientermaßen das rote Trikot einbrachte. Schlussendlich wurde aber auch er wieder eingeholt und der Massensprint entschied. Hier hatte erneut Oskar Doberschütz die schnellsten Beine und gewann seine zweite Etappe vor Josh Tietjen und Felix Jerzyna, der gelb behielt.
Sonntag – Olympiastadion
Den Abschluss der Rundfahrt bildete dieses Jahr die bereits nach zwei Auflagen traditionalle Etappe am Olympiastadion. Mit ihrer Kopfsteinpflasterpassage sowie dem kurzen Schotterstück und dem Start vor den olympischen Ringen hat sie das Potential zu einem Klassiker zu werden. Die Fahrer hatten die letzte Chance, an den Wertungen noch etwas zu ihren Gunsten zu ändern beziehungsweise ihre Führungen zu verteidigen. Trotz der Schwere der Strecke sorgte die Homogenität der Felder dafür, dass es im Gegensatz zum letztem Jahr keine großen Zeitabstände geben sollte.
Bei den U13 Mädels gewann Clara Brendel auch die letzte Etappe so wie alle Trikots. Gesamtzweite wurde Lina Seidler vor Naren Neubert (Schwalbeteam Sachsen).
In der Schlussphase des männlichen U13-Rennens konnten sich Jakob Roth (RC Schmitter) und Georg Wartlsteiner absetzen und behaupteten gut 20 Sekunden Vorsprung vor dem Feld im Ziel, wo Jakob die Etappe gewann und Georg die Rundfahrt. Den zweiten Rang in der Gesamtwertung belegte Max Annen. Er gewann somit auch das weiße Trikot. Der dritte Rang ging an Alexander Walcher (Nationalteam Österreich) und das grüne Trikot an Flavius Enescu.
Die gemeinsame Mannschaftswertung in der U13 ging an die Nationalmannschaft Österreichs, während das Schwalbeteam Sachsen (2.) und das Team des LV Niedersachsen I das Podium komplettierte.
Das Rennen der U15w endete in einem Massensprint. Diesmal hatte Marie Luise Raake (RSC Cottbus) die Nase vorne vor Imke Menting und Amandine Jakob. Dieselben Fahrerinnen, bloß in anderer Reihenfolge, belegten die ersten Plätze der Gesamtwertung: Amandine gewann das gelbe Trikot vor Marie Luise Raake und Imke Menting. Imke nahm dazu noch das grüne Trikot der besten Sprinterin mit in die Niederlande und das weiße Trikot der besten Nachwuchsfahrerin ging an Josefine Wendel.
In der Teamswertung waren das Mixed Heuer Team und das Team Berlin Brandenburg 1 zeitgleich an der Spitze. Somit gab das Ergebnis des Mannschaftszeitfahren den Ausschlag über den Sieg zugungsten des Mixed Heuer Teams. Als Dritte kam das Team des Radsportverbands NRW ein.
Tragisch sollte es im Rennen der männlichen U15 werden. Im Feld verwalteten Felix Jerzyna (gelb) und Josh Tietjen (grün) ihre Vorsprünge, was anderen Fahrern die Möglichkeit gab sich zu zeigen. Zunächst setzte sich Ekain Hermann Elorietta (SC Berlin) solo ab. Er wurde dann jedoch von Finley Child (RV Sturmvogel München) an der Spitze abgelöst, der vorne alleine seine Runden zog und schließlich mit gut 20 Sekunden Vorsprung in die letzte 4km-Runde einfuhr. Und da dieser Vorsprung auch beim Einbiegen in den Zielbereich nicht viel kleiner geworden war, schien der Sieg vergeben zu sein. Doch das Schicksal meinte es anders und stoppte Finley in der letzten Kurve ca.200m vor dem Ziel mit einem mechanischen Problem, welches sich nicht beheben ließ. Er schulterte sein Rad und begann zu rennen. Doch die 200m waren leider zu lange, als dass er den Vorsprung zu Fuß hätte verteidigen können und so schoß das sprintende Feld noch an ihm vorbei. Diesen Sprint gewann Felix Jerzyna vor Oskar Doberschütz und Josh Tietjen und Finley Child, der den Sieg mehr als verdient gehabt hätte, musste sich mit dem roten Trikot des kämpferischsten Fahrers trösten.
Mit dem Etappensieg hatte sich Felix Jerzyna auch den Rundfahrtsieg gesichert. Sein Teamkollege Tim Niklas Brehme kam auf dem zweiten Platz ein und war gleichzeitig der beste Fahrer des jüngeren Jahrgangs. Das Podium des Gesamtklassements rundete Oskar Schulze-Hesselmann (Radpsortverband NRW) auf dem dritten Platz ab. Das grüne Trikot gewann Josh Tietjen.
In der Mannschaftswertung war das Team des LV Thüringen nicht zu schlagen und verwies die beiden zeitgleichen Teams aus Nordrhein-Westfalen auf die Plätze 2 und 3.
Die Macher vom Berliner Radsportverband und HEUER Radsport sind bereits dran, die Rundfahrt für das nächste Jahr zu konzipieren und würden sich freuen, die Fahrerinnen und Fahrer auch 2024 wieder begrüßen zu können. Die dritte Auflage wird vom 30.8. – 1.9.2024 stattfinden.
Bericht von Marc Benkert / Bilder von Drew Kaplan